Luftbilder bei Samba und Kuchen

  • February 3, 2017

Heute Abend habe ich zwei Dinge gelernt.

1. Die Welt ist klein. Sie ist sogar noch viel kleiner.
2. Ich sollte stets etwas zu Schreiben mitführen.

Denn heute Abend war einer der ganz besonderen.

Vorgeschichte

In der Mensa war vegetarischer Tag und ich hatte keine große Motivation heute zu kochen.
Seit Jahresbeginn bin ich der Mensa sehr untreu geworden. Dies hat nichts mit guten Vorsätzen zu tun, ich habe nur bemerken dürfen: Wenn ich selbst koche, ist es einfach besser.

Dennoch fand ich mich heute Mittag vor einem Apfelstrudel. In der Mensa.
Der Abend bahnte sich hier bereits an, denn Apfelstrudel ist Nahrung, wie man sie auch in Cafés erhält.

Beim Essen traf ich Friederike, Fabian und Simon.
Wir unterhielten uns.
Nach dem Essen luden Friederike [1] und Fabian uns zu ihrem Konzert ein, welches sie am Abend im Café Artechino [2] in Birkenfeld geben wollten.

Harfe und Akkordeon. Da ich Friederikes Spiel bereits gut kannte, sagte ich natürlich zu.

Vor Ort gab es dann Einige Überraschungen.

Die erste Überraschung

Vor Beginn des Konzertes wurden alle Gäste des Cafés gebeten, sich zur Galerie im oberen Stockwerk zu begeben.
Dort angekommen, wurde mein Blick auf ein großes Foto eines Gleitschirms gezogen, anschließend auf die Projektion eines Gyrokopters.
Die Projektion entpuppte sich als Diashow, welche eine Reihe wunderbarer Luftbilder vorführte.

Fotograf Rainer Drumm [3] und Pilot Conrad Alles [4] haben sich gemeinsam auf die Luftbildfotografie spezialisiert und fliegen, so ich dies korrekt in Erinnerung halte, seit über 10 Jahren zusammen.

So ist ein eingespieltes Team entstanden, bei dem die Bilder von beiden im Einklang erstellt werden. Conrad, als Pilot für Position des Luftfahrzeugs verantwortlich, setzt Perspektive und Licht, Rainer dirigiert und fotografiert.
Besondere Ergebnisse dieser Verbindung werden nun in der Galerie ausgestellt.

Beide haben diverse Anekdoten zum Besten gegeben, welche die emphatisch wirkende Zusammenarbeit, wunderbar beschrieben.
Insbesondere war es schön, wie Rainer bemerkte, dass er auch als Fotograf vor dem Luftfahrzeug denken und den optimalen Moment, durch Vorausschauendes mitfliegen, abpassen muss.

“Staying ahead of the plane ist für mich genau so wichtig”

Langjährige Erfahrung hat dazu geführt, dass selten mehr als ein Vorbeiflug am Objekt notwendig ist.

Als Conrad davon erzählte, wie er die Ziele anfliegt, wie er als Pilot mit der Fotografie umgeht, wie er sich als Entität in der Luft und insbesondere all das, was ihn umgibt, wahrnimmt, kam er aus dem stahlen nicht mehr heraus. Selbst nachdem beide wiederholt sagten, der Vortrag sei vorbei, konnten sie einfach nicht aufhören noch eine Geschichte und noch eine Geschichte mehr zu erzählen.

Diese Art Leidenschaft habe ich nur bei solchen Leuten erfahren, die gänzlich von dem erfüllt sind, was sie tun. Die ausgestrahlte, pure Freude, breitete sich vorbehaltlos im Raum aus. Somit strahlte auch jeder Gast; es war großartig.

Getreu dem Leben eines Fliegers, konnten auch Conrad und Rainer von haarsträubenden Erlebnissen berichten. Etwa von einem Überflug über das Death Valley und den Grand Canyon in einer 737, pilotiert von Conrad, in 500 Fuß Höhe. Oder von besonderen Begegnungen mit Windkraftanlagen und dergleichen.

Rainer kündigte an, sollte er an diesem Abend ein Bild verkaufen, so würde er umgehend eine Espressomaschine im Gyrokopter verbauen, um die langen Anflugzeiten zu den Zielen besser überbrücken zu können.
Auch von direktiven Eingaben wie “Da klopp ich ihm einfach von hinten auf den Helm” war die Rede.

Alles in allem war die Stimmung äußerst entspannt und alle waren im Thema versunken und vereint.
Selten durfte ich einen Vortrag erleben, bei dem absolute Stille  im Publikum herrschte. Ehrliche und ungeteilte Aufmerksamkeit.
Sie war so vollkommen, dass Rainer sie dazu nutzte, um den Moment zu beschreiben, in dem der Motor des Gyrokopters abgeschaltet wird und er nur noch Stille im Kopfhörer vernimmt.

Zwischendurch (in einem Moment des Umbaus) fragte ich Friederike, ob sie zufällig etwas zu schreiben dabei hätte, denn ich wollte mir gerne einige Notizen machen, sodass dieser Blog Eintrag all die Dinge enthält, die mir den Vortrag so versüßt haben. Doch auf eine Überraschung kann man sich oft nicht vorbereiten. Und so war ich “gezwungen” dem Vortrag einfach nur zu lauschen und die Eindrücke zu genießen.

Später konnte ich doch noch ein Blatt Papier und einen Stift ergattern. Leider war da so vieles schon verflogen. Zumindest habe ich gelernt: Hab Schreibzeug dabei.

Doch damit hörte der Abend natürlich nicht auf, es stand ja noch das Konzert an.

Mehr Überraschungen und eine kleine Welt

Bereits beim betreten des Cafés, vor Beginn des Vortrages, wurde ich überrascht. Sid und Patricia waren ebenfalls zu Gast. Wir haben uns sogleich alle zu einem Käseabend in der nächsten Woche verabredet.

“Die Welt ist klein” zeigte sich auch im Anschluss, denn ich durfte vier weitere bekannte Gesichter treffen und mehrere neue kennen lernen. Überraschender Weise war ich manchen schon bekannt. Es war zum Teil etwas skurril, aber dennoch erfreulich. Etwa wurde ich darauf angesprochen, dass jemand erzählte, ich könne tanzen. Das trifft zwar zu, aber die Tatsache, dass in einem Café, in dem gerade kulturell anspruchsvolles Programm vor sich geht, scheinbar ich das Thema war, ist mindestens überraschend. Wir kamen darüber ins Gespräch eventuell kann hier eine neue Freundschaft entstehen.

Andere Personen, mit deren Anwesenheit ich ebenfalls nicht gerechnet hatte, waren da. Das Ambiente war somit nicht nur durch unseren Tisch und die befreundeten Musiker schon gelassen und privat.

Sid und Patricia, die zunächst nur wegen Friederike und Fabian da waren, konnten sich auf einem Foto der Ausstellung entdecken.
Eine weitere Ausprägung von “Die Welt ist klein”.

Ein weiterer bekannter betrat das, vermeintlich leere, Café, während des Vortrages im Obergeschoss.
Ich erblickte und begrüßte ihn beim herabkommen der Treppe und er Stieß ein Gespräch über Luftbildfotografie an, er hatte zuletzt damit experimentiert.

Dabei war ihm gar nicht klar, dass genau dies gerade zuvor , oben in der Galerie, Thema war. Die Welt ist klein.

Zu guter Letzt durfte ich erfahren, dass Fliegen (die Tätigkeit) auf einer Harfe in Samba funktioniert und dass die Rufe nach Zugabe auch einfach “Könnt ihr noch was spielen?” lauten können. Nicht nur, dass die so gestellte Frage einfach mal anders ist, sie war so ehrlich gestellt, dass man das Verlangen des Publikums, nach einem letzten Stück, regelrecht spüren konnte.

Niemand hat gekruschelt oder gesprochen. Es war klar: Das Konzert durfte noch nicht zu Ende sein.

 

 


[1] http://siemer-harfe.de (Friederikes Webseite)
[2] http://www.artechino.de (Der Auftritt des Cafés)
[3] http://drummrum.de (Rainers Webseite)
[4] http://www.allesflug.de (Conrads Webseite)

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